Mittwoch, 4. August 2010

Kinder der Ewigkeit

Neue Rezension: Kinder der Ewigkeit von Andreas Brandhorst

Das Buch beginnt mit einem Auftragsmörder, der sich zur Ruhe gesetzt hat, um sein Ziel - Unsterblichkeit - auf regelkonforme Weise zu erreichen. Doch seine Vergangenheit holt ihn bereits im ersten Kapitel ein und er entscheidet sich, seine eigene Unsterblichkeit doch mit dem Tod eines anderen Wesens zu fixieren. Damit gerät er in den Strudel einer Auseinandersetzung, die ihn an die Grenzen seiner eigenen Grundsätze führt. Neben diesem inneren Konflikt der Hauptfigur bringt Brandhorst Seite für Seite das für den Leser neue Universum näher und beleuchtet die Frage, welche Rolle der Zufall in Planungen der Mächtigen spielt. Der Vergleich mit dem Stein, der im Wasser wellenförmige Veränderungen hervorruft, ist für den Roman sinnbildlich. Welche Schritte müssen in der Vergangenheit und Gegenwart gesetzt werden, um in der Zukunft ein gewünschtes Ergebnis zu erbringen? Und wie verkompliziert sich die Planung, wenn mehrere Mächte mit ihren unterschiedlichen Zielen sich dieser Überlebungen bedienen? Und wer hat letztendlich die Nase vorne: Mensch oder Maschine?
Diese grundsätzliche Fragen des Lebens verpackt Andreas Brandhorst in ein in sich stimmiges Universum, das sich an der Grenze zwischen Ordnung und Unordnung befindet und in dem die Hauptfigur (Esebian) unaufhaltsam an den Punkt geführt wird, an dem er genau diese Entscheidung treffen muss: In welche Richtung wird sich die Gesellschaft entwickeln? Welche Mächtigen werden am Ende den Sieg davon tragen? Und ... wird er sein Ziel, die Unsterblichkeit, erreichen? Und ist das Erreichen dieses Ziels ein Segen oder ein Fluch?
Neben Esebian sind auch alle anderen Figuren lebendig. Jeder hat sein Motiv für die ihm eigene Handlungsweise. Jeder ist glaubhaft und nachvollziehbar.
Andreas Brandhorsts bildhafte und präzise Sprache lässt alle Orte nicht nur vor dem Auge erscheinen, sondern man steht mit den Figuren Schulter an Schulter an diesen Orten, riecht sie, fühlt und ist mitten drinn im Geschehen, statt nur davor.
Wer sich für Charakterzeichnungen von Figuren, gesellschaftsliche Zusammenhänge und philosophischen Überlegungen interessiert, die allesamt spannend in eine Space Opera verpackt sind, wird dieses Buch mögen.
Es ist - wie alle anderen Bücher von Andreas Brandhorst - eine Pflichtlektüre für Leute, die Science Fiction mögen.

Kinder der Ewigkeit: Roman

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